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Hönter

21. Dezember 2020

Vor 2 Jahren (2018) hatte ich mir in einer Phase von überhöhtem Konsumbedürfnis eine FlyFly Hunter geleistet. Ein handliches Modell von 1,5m Länge und 1,1m Spannweite aus EPO-Schaum mit Platz für einen 90mm Fön drin. Natürlich hab ich mich vorher auf diversen Kanälen davon überzeugt, dass es sich dabei um ein gut fliegendes Modell handelt, das sich zur Not auch aus der Hand starten lässt, das ist wichtig, wenn man hauptsächlich von einem Grasplatz bescheidener Qualität aus operiert. Ausserdem hat Jepe – bekannt für seine gepimpten Schaumjets – den Bau und die Modifikation einer solchen Hunter gut beschrieben. Ein Manko der besagten Hunter ist leider die sehr spaltige Passgenauigkeit des Flügels zum Rumpf. Ein anderes, dass die fertige Bemalung der Schweizer Variante ziemlich misslungen ist, daher musste ich den Bausatz in jungfräulichem Weiss beziehen. Immerhin ist das möglich!

Nachdem der Baukasten 2 Jahre lang gut abgelagert im Keller vor sich hingegammelt hat, befand ich, dass der Hunter nun als «Zwischenmahlzeit» in der Werkstatt fällig wäre. Halt mal wieder ein Bausatz, der in kurzer Zeit zu einem Erfolgserlebnis führt. Unterbrochen wurde der Bau nur kurz von einer Freewing F-4, deren Zusammensetzen einen Abend, die Verzierung jedoch 4 Abende in Anspruch nahm.

Leider weit gefehlt. Die Hunt ER brauchte weit mehr Aufmerksamkeit als angedacht.

Die Schachtel

…un der Inhalt: Zwei Flügelhälften, eine Flügelmittelabdeckung, 2 Rumpfhälften und Leitwerksteile sowie ein paar Kleinteile. Keine Servos und nix. Die Tele sind sauber gebaut, passen eigentlich gut zusammen, bis auf das Spaltmass des Flügels. Sehr vorbildlich finde ich die Luftführung der Einlässe.

Ich habe mich beim Bau an die etwas unübersichtliche Dokumentation von Jepe gehalten. Zb. wurden die Aussenflügelvorderkanten vergrössert und aufgespachtelt (was das Ding plötzlich viel originaler aussehen lässt!), die Endleisten mit einer Balsaleiste verstärkt, und aus eigener Initiative habe ich den Flügel noch mit 2 Rovings oben und unten verstärkt. Man weiss ja, wie sich diese Schaumflügel beim Abfangen verbiegen können…
Die Einziehfahrwerke sind die 6kg Variante von Pichler, die bei der Aufnahme gut passen. Die Halteplättchen habe ich aus gutem Sperrholz grosszügig dimensioniert und mit Zapfen gut ins EPO verklebt. Damit die Räder in den Schacht passen, musste ich diesen grosszügig ausfräsen (Dremel mit 3mm diamantverzahntem Fräser geht super – und mit der dritten Hand hält man noch den Staubsauber hin) , an der tiefsten Stelle ist das EPO danach nur noch hauchdünn.

Die gefederten Fahrwerksbeine und Räder lagen dem Bausatz bei und passten gut. Für die Bolzen zur Einziehmechanik musste ich jedoch die Beine etwas aufbohren, und in der Annahme, dass die Bohrungen schon gut genug führen werden, habe ich das freihändig gemacht. Das ist prompt misslungen, und alles war danach etwas schräger als vorher. Das erforderte dann noch eine weitere Stunde Arbeit an der Drehbank, da die Beinoberhälften neu gemacht werden mussten.

Beim Bugfahrwerk musste ich etwas mehr improvisieren. Erstmal ermitteln, in welcher Höhe die Mechanik überhaupt rein muss und dann den Rumpf soweit ausgefräst, dass das selbstgemachte Sperrholz für die Montage auch reinpasst. Für die Anlenkung musste ich noch eine beachtliche Menge EPO mit dem heissen Draht herausschmelzen. An passender Stelle vor dem Fahrwerk kam dann noch ein kleines Servo aus dem Fundus für die Anlenkung in den Rumpf. Da das Bugfahrwerk nach vorne einfährt, kann das Bein in der ausgefahrenen Lage hinten mit einem Sperrholz abgestützt werden, um ein nach hinten knicken zu verhindern. Ein guter Tip von Jepe!

Nachdem der Flügel und der Rumpf zusammengesetzt waren – ich habe immer mit eingefärbtem 30min Epoxy gearbeitet, um gut zu sehen, wie der Klebstoff verteilt ist – war die Oberflächenbehandlung an der Reihe. Zuerst alles schön matt schleifen, damit das Glas später haftet. Die tiefen Furchen, die die Beplankungsstösse abbilden sollen, habe ich vollständig zugespachtelt. Dann eine Lage 25g/m2 Glasgewebe, das mit Parkettlack aufgebracht wird. Parkettlack deshalb, weil es im Gegensatz zu Epoxy noch etwas elastisch bleibt und mit dem EPO etwas nachgeben kann. Als Spachtel habe ich den «Molto Modellier» genommen. Das ist der, den man im Baumarkt vom Regal nimmt und sich fragt, ob da überhaupt etwas in der Tube ist, weil er so leicht ist. Ausserdem kann an ihn beliebig dick auftragen, ohne dass er Risse durch Schrumpfung kriegt. Mit dieser Pampe habe ich auch gleich die Spalten zwischen Rumpf und Flügel so weit wies geht ausgefüllt.

Komplett beglast muss man sich noch die Eliminierung der Gewebestruktur kümmern. Jepe empfiehlt dafür eine bei ihm zu kaufende namenlose Grundierung. Aber ich wollte nichts aus Holland bestellen (ebenso das von ihm propagierte drapierfähige Glasgewebe und den Lack dazu…), so musste ich mich selber damit herumschlagen. Ich habe einfach 3-4 mal mit Parkettlack drübergepinselt, teilweise mit viel beigemischtem Talkum, um die Schaumstruktur zuzupflastern, wieder viel davon abgeschliffen, und dann mit einem dicken hellgrauen Acryllack mit der Schaumstoffrolle grundiert. Die Gewebetextur ist so recht gut beseitigt, die Schaumstruktur ist leider noch zu sehen. Man muss sich bei solchen Arbeiten auch immer wieder klarmachen, dass man ’nur› ein Schaummodell baut, das am Ende sowieso nicht perfekt sein kann, und sich manchmal im Perfektionismus verliert.

Gespachtelt, beglast – aber noch nicht grundiert.

grundiert, aber nicht aufgeräumt

Danach habe ich die Servos eingepasst und die Kabel verlegt. Bei diesem Modell wollte ich nicht übertreiben und habe mich mit Servos aus meinem Fundus bedient. Ich habe beim Hobbyking mal eine Handvoll Servos bestellt, für den Fall, dass in einem meinder Fertigmodelle mal was kapput gehen soll. Da ich dort noch nie grosse Probleme hatte, denke ich, dass die Qualität der kleinen billigen Hobbyking – Servos völlig ausreicht. Das Modell benötigt pro Höhenruder ein Servo und ebenso eines pro Querruder. Landeklappen und Seitenruder sind nicht vorgesehen. Und natürlich noch dem fürs Bugfahrwerk. Jetzt sind HXT-500 Servos auf allen Rudern verbaut.
Ich habe mich ebenso schlau gemacht, welche Alternativen eines guten Billigimpellers es gibt. Da gäbe es schon einige Optionen, nur leider war nichts bequem erhältlich. Also hierzulande oder ohne horrende Zoll und Versandkosten. Also gabs wieder mal einen von Wemotec, und zwar den Midifan mit einem HET 650-58-1970. Sicher genug Dampf und Sound für den Hunter, allerdings passt es nicht zu meiner Hunter-Strategie des günstigen Jetbaus bei diesem Bausatz. Jänu.

Für die Bemalung habe ich viel Zeit im Netz verbracht, um die korrekten Farben zu bestimmen. Da gibt es unzählige Tabellen und Erfahrungsbeiträge zu Farbthemen. Die Unterseite verlangte z.B ein «RAF High Speed Silver». Da gehen die Meinungen auseinander, wie man sich diese unkäufliche Farbe zusammenmischt. Ich habe mich dann mit eine Mischung aus Revell Aqua Silber und Weiss zufrieden gegeben. die ich auch schon bei der F-104 am Rumpfboden verwendet habe. Diesmal habe ich allerdings einen Touch zuviel Weiss verwendet, das den Glanz des Silbers ein bisschen zupampt. Sieht trotzdem gut aus, halt eher hellgrau. Diese Mischung kann man sogar pinseln, und es sieht sehr konstant aus. Die Tarnfarben bestehen aus Vallejo US Dark Green, das dem RAF Dark Green sehr nahe kommt, das Grau ist ein «Ocean Gray», das durch den leichten Blaustich meiner Meinung nach etwas eleganter aussieht, als das RAF Dark Sea Grey. Mit diesen Farben musste ich noch etwas experimentieren, um sie befriedigend spritzen zu können. Ich bin nicht sehr geübt im Airbrushen. Das Grau war als «Vallejo Air» Farbe erhältlich, die eigentlich schon perfekt verdünnt zum Fläschchen herauskommt und sich super spritzen lässt. Ich habe etwa 12ml von den 17ml Fläschchen verbraucht, was ich als sehr ergiebig empfinde. Das Grün musste ich jedoch selber verdünnen, womit ich etwas gehadert habe. Aus mir unerklärlichen Gründen wird das auch nicht so kongruent wie das Grau, die Helligkeit variiert ein bisschen mit dem Verdünnungsgrad der Farbe. So ist das Grün etwas unregelmässig geraten. Alles in Allem bin ich aber zufrieden mit der Spritzerei. Die Hoheitszeichen und Markierungen habe ich aus Maskierfolie geschneidplottet und dann gepinselt. Leider war die Folie teilweise ein bisschen zu klebsam und hat mir beim Entfernen Farbe und Gewebe abgerissen. Besonders das Seitenleitwerk ist etwas in Mitleidenschaft geraten. Ich wollte absichtlich nicht Schneidefolie aufkleben, weil die glänzende Folie nicht mit dem matten Finish harmoniert.

Jetzt mussten noch die Ruder freigeschnitten werden. Mit viel Vorsicht, einem Lineal und einem scharfen Messer musste ich noch die Beglasung an den Rudern freischneiden, so, dass sie sich leicht bewegen lassen. Der kleine weisse Spalt oben, der sich daraus ergab, stört die Optik überhaupt nicht. Man merkt jedoch bei jeder nachträglichen Schneiderei, dass das EPO ein suboptimaler Haftrund ist, denn die Beglasung löst sich gerne mal. Man kann das dann aber mit wenig Sekundenkleber wieder fixieren. Für die Ruderhebel habe ich nicht die hässlichen Plastikteile des Bausatzes verwendet, die auf der Oberseite eine Gegenplatte nötig machen und das Ruder zusammenquetschen, sondern eigens gefeilte Glasfaserhebelchen eingeharzt. Die Anlenkungen waren dann ratzfatz angebracht, dafür habe ich die beigelegten Gewindestangen und Clips verwendet.

Jetzt warte ich nur noch auf den Impeller und Regler, dann kanns weitergehen.