Gleich nach den Trip durch die britische Insel hing ich noch eine Woche Ferien an, weil ich mit Mailman eine Woche in die französischen Alpen verreisen wollte. Wettertechnisch scheinte das die beste Woche, also zuhause kurz den Bus ausräumen, waschen, neu einräumen und eine Dachbox für die Flügel montieren (Super – direkt über die Solarzellen…)! Nicht wenige Flieger durften mit: Alpina 4001, ASW 24, Dingo, Bagheera, Orca, Wanderer, Pace VX, Caldera S und der Dread. Und ein Leiterchen, um dran zu kommen…
Die abendliche Fahrt endet erstmal auf dem Mont Salève südlich von Genf. Schlafen, aufstehen, Modelle zusammenbauen und los gehts!
Wir hatten Spass, es war thermisch recht gut, an beiden geflogenen Spots. Jahre zuvor habe ich hier mal einen Dragon auf Nimmerwiedersehen verloren (über dem Wäldchen im linken Bild der mittleren Reihe – dahinter ist eine beachtliche Felswand…).
Nach dem ersten erfolgreichen Flugtag gings dann weiter auf den Col du Joly, der für den angesagten Wind prädestiniert schien. Der Col du Joly ist ein Pass (ca 2000m) bei Beaufort, der nur von Hauteluce aus nach oben befahrbar ist, auf der anderen Seite ist Fahrverbot. Oben steht man, nur durch ein Tal getrennt, vor dem Massiv des Mont Blanc. Die Aussicht ist unbeschreiblich. Nördlich vom Parkplatz, Richtung Aguille Croche, gibts mehrere potentielle Startstellen für W-SW Wind. Ich kannte den Pass von einem anderen Segelflugtrip.
Ein Bild mit viel ISO. Eigentlich wars stockfinster:
Am Morgen: tolles Wetter, bisschen Wind, geniales Panorama! Also schnell die Flieger zusammenschrauben!
Der Wanderer kam ganz sicher nicht zu kurz in diesen Tagen.
Am Nachmittag gesellte sich noch ein weiterer verrückter Busfahrer zu uns.
Gegen 15:00 liess dann die Thermik auch Flüge mit schwererem Geschütz zu. Ein vollballastierter Pace VX und ein Caldera S verfolgten sich darauf vor dem Hang…
Leider lag trotz des guten Wetter und der tollen Umgebung keine weitere Nacht da oben mehr drin. Der Kühlschrank und der Wassertank waren nämlich leer.
So gabs abends noch eine mühsame lange Fahrt bis jenseits von Grenoble. Mangels Futtervorrat mussten wir unterwegs zur späten Stunde in einer sehr speziellen Beiz an der Autobahn eine Pizza verspeisen. Immer wieder ein Erlebnis, die steile Route-National Strecke zwischen Vizille und Laffery. Mein Bus ist so lahm, dass wir zu Fuss schneller gewesen wären. Dort meldete sich auch langsam das Bedürfnis nach Bettruhe. Allerdings erst nach einer weiteren Stunde des Suchens fanden wir einen leeren Platz am Grand Lac de Laffery. Dieser füllte sich allerdings am Morgen schnell mit Ausflüglern, die an den See wollten. Nach einem Frühstück, Wettercheck und Einkauf in La Mure (das gerade wieder für den Verkehr freigegeben wurde nach der Tour de France-Durchfahrt!) wussten wir, dass der Wind eher aus SSW kommen würde. Was leider eher ein schlechter Wind für diese Gegend ist. Einzig sinnvoller Hang war der Col de Faïsses. Nach Stunden der mühsamen Anfahrt über steile Serpentinen mit rutschigen Kehren und einem flackernden Ölwarnlämpchen musste ich leider kurz vorm Ziel die Fahrt abbrechen. Das ist nicht die richtige Umgebung für einen 35-jährigen luftgekühlten Bus. Mittlerweile schon früher Nachmittag und ohne richtigen Plan B fuhren wir dann halt über den Col de Parquetout auf den Corps. Dieser ansonsten wirklich geniale Osthügel bot aber erst nach einer Stunde Fussmarsch ins Ungewisse eine dem Wind zugewandte Seite mit annehmbarer Landefläche. Unverzüglich machten wir uns dann ans Fliegen vor dem grandiosen Panorama auf den Lac du Sautet. Der Aufwind war sehr durchzogen, die Flüge eher kurz.
Am See bei Laffery
Ein genervter Büsslifahrer…unterwegs zum Col de Faïsses
Rauf zum Corps
Wir wagen es ohne Motor…Mailmans Bagheera
Mein noch nicht so oft geflogener Dingo
Der grüne Fleck wäre der Col de Faïsses gewesen. Sicherlich auch ein schöner Fleck in der Gegend. Mit einem anderen Fahrzeug halt…
Parkiert haben wir neben dem Haus da unten
Der Osthang vom Corps, an den ich sehr gute Erinnerungen habe
Eigentlich könnte man hier überall fliegen.
Abends bezogen wir einen Campingplatz in der Nähe. Akkus laden, wieder mal Duschen, Baden, aufräumen und Affligem saufen. Der Campingplatz Valbonnais ist noch gemütlich. Mit Badesee.
Nach der Wetterkonsultation wagten wir eine Fahrt nach Norden auf den Col du Glandon. Wieder eine endlose Passfahrt, immerhin waren wir ein Spürchen schneller als die zahlreichen Radler. Aber immernoch mit zitterndem Öldrucklämpchen. Der Col du Glandon hat eine nette N-NE Flanke und ausserdem viele Grashügel in der Nähe. Es gab schon F3F Wettbewerbe hier.
Der Parkplatz auf dem Col du Glandon und ebenfalls der Nachtplatz.
Fliegerisch eine schwierige Geschichte. Es war nix los. Kein Wind, keine Thermik. Wolken verdeckten die Sonne, fliegen war fast nur elektrisch möglich. Somit gingen wir später zu Bett, wegen Regen draussen gabs kein Abendessen, aber wir hofften auf besseres Wetter am Tag drauf. Wir wurden enttäuscht und fuhren weiter auf den Col de la Madeleine.
Nachdem wir uns auf den Col de la Madeleine geschafft haben, gabs erst mal eine Rast im Restaurant mit ausgiebigem Mittagessen. Das Wetter war noch wolkiger, trotzdem trugen wir unsere Vögel später noch auf eine Kuppe und flogen die geladenen Akkus vor einer imposanten Regenwand in der Ferne leer. Just als wir wieder beim Bus waren, öffneten sich die Schleusen im Himmel. Die Fahrt ins Tal war auf diese Weise eher mühsam.
Da hier bis Ende Woche nicht mehr mit gutem Wetter gerechnet werden konnte, machten wir uns nun endgültig auf ins von Mailman propagierte Wallis. Nach einem ausgiebigen Bierkauf in Chamonix erreichten wir irgendwann in der Nacht einen Schlafplatz am Col de la Forclaz. Kälte, Regen und Zeit verhinderten abermals einen warmen Znacht, und wir frassen dann halt die Pommes-Chipssäcke leer.
Col de la Forclaz
Auf dem Weg aufs Gebidem wurden wir nach Vispertermiten noch von diesem kurzhosigen Soldaten angehalten, die Strassengebühr aufs GIW zu bezahlen.
Oben angekommen, packten wir in grosser Erwartung auf endlich mal wieder gute Flugbedingungen nochmals unsere schwersten Flieger zusammen und meisterten zu Fuss auch noch die nächsten 20 Minuten zum Startplatz.
Mailman, der Hobbywalliser, strahlte danach überglücklich!
Ich natürlich auch!
Samstags auf dem Gebidem ist man nicht alleine. Macht nichts, die beiden waren überaus nette Hobbykollegen.
wieder mal mit der grossen Alpina unterwegs. Sie brauchte leider nach der missglückten Landung etwas Zuwendung zuhause.
unser schiefes Schlafpläzchen
Die Flugbedingungen waren nicht bombastisch, aber brauchbar. Abends gabs endlich mal Spaghetti (leider nicht ganz ohne Regen…) und am Sonntag flogen wir nochmals auf dem Gebidem. Mein Büssli zickte noch ein bisschen mit Stösselklappern beim Weg nach unten, aber es hat bis zuhause 5 Wochen und 7000km Ferien Pannenfrei überstanden (Danke an dieser Stelle…!). Aber durch die lahmen Fahrten auf die Pässe auch das Bedürfnis nach einem etwas schnelleren Gefährt geweckt, um das man nicht ständig Angst haben muss.
Mailman hat natürlich auch einen Bericht dieses Ausflugs auf seinem Blog!